Gefühlsansteckung: Was verbirgt sich dahinter?

Gefühlsansteckung: Was verbirgt sich dahinter?

Deine Emotions- und Gefühlswelt steht kopf. Alles ist irgendwie durcheinander, kaum ein Gefühl oder eine Emotion ist für dich klar benennbar und du kommst dir mit deiner Stimmung irgendwie seltsam vor. Ein wenig fremd. Denn so bist du doch eigentlich nie drauf. Aber irgendwo muss doch dein Schuh drücken! Plot-Twist: Muss er nicht.

Fremde Emotionen sind oft ansteckend und können unsere eigene Gefühlswelt ziemlich aus dem Takt bringen. Wir sind immerhin tagtäglich umgeben von anderen Menschen und beeinflussen uns gegenseitig mit unseren Gefühlslagen. Gerade für besonders empathische Menschen ist es eine Herausforderung, die Gefühle anderer von den eigenen zu trennen. Denn das Stimmungs- und Emotions-Chaos in einem drin ist auf den ersten Blick oft nicht richtig greifbar oder sortierbar.

 

Sind Emotionen wirklich ansteckend?
Sozusagen. In der Psychologie nennt man die Annahme fremder Emotionen auch Emotional Contagion oder Gefühlsansteckung. Das Ganze beginnt auf ganz kleiner Ebene bereits in einfachen Begegnungen mit anderen Menschen. Vielleicht hast du dich schonmal dabei beobachtet, wie du in einem Gespräch mit das Gesicht verziehst oder zum Wasserglas greifst, weil dein Gegenüber kurz vorher dasselbe getan hat? Die unbewusste Nachahmung der Mimik, Gestik und des Verhaltens ist bereits eine erste Instanz, in der du dich den Gefühlen und der Stimmung deines Gegenübers ein kleines Stückchen annäherst. Dabei erfüllt dieses Verhalten eine wichtige Funktion: Es ist die Voraussetzung, um anderen Menschen zugewandt zu sein und Mitgefühl zeigen zu können.

 

Kopieren im positiven Sinne
Das Annehmen fremder Emotionen ist also erst mal etwas Gutes! Und doch hat man oft eher mit den Tücken dieser Fähigkeit zu kämpfen. Loszulassen und sich zurück auf die eigene Gefühlswelt zu besinnen, gerade wenn es um negative Gefühle geht, stellt für die meisten Menschen eine Schwierigkeit dar. Denn gerade für negative Gefühle sind wir laut Forschungen am empfänglichsten. Aber wie kann man mit ihnen umgehen?

 

Schreib’s mal auf.
Meistens hilft es, in solchen Situationen einen Stift zur Hand zu nehmen und alle Gefühle und Emotionen, die in einem herumschwirren, aufzuschreiben. Das Schreiben und Visualisieren hilft dabei, allen Gefühlslagen einen Namen zu geben und deine Emotionen speziellen Situationen oder Erlebnissen zuzuordnen. Vielleicht findest du dabei ja heraus, dass eine starke Emotion, die dich durch deinen Tag begleitet hat, eigentlich einer anderen Person gehört, der du heute begegnet bist? Besonders bei den Menschen, die uns am nächsten stehen, tendieren wir dazu, schneller und stärker mitzufühlen und ihre Emotionen für uns selbst anzunehmen. Dem ganzen Raum zu geben, um es zu sortieren und von deinen eigenen Gefühlen zu trennen, ist eine wertvolle Erkenntnis, die dich näher zu deiner emotionalen Klarheit bringt.

 

Und in der Situation selbst?
Versuchs mal mit Mitgefühl. Aber vielleicht ein wenig anders als bisher. Denn Mitgefühl bedeutet nicht, dass du die Gefühle anderer selbst fühlst, sondern dass du sie wahrnimmst und respektierst. Annahme wird hier zu Achtsamkeit. Sich diesen großen Unterschied bewusst zu machen, bedarf ein wenig Übung. Also sei nicht hart zu dir selbst, wenn du doch hin und wieder Emotionen anderer für dich annimmst! Was dabei aber helfen kann, ist Meditation. In ihr kannst du lernen, negative Gefühle und Emotionen anderer auf eine neue und trotzdem mitfühlende Art wahrzunehmen und bewusst wieder gehen zu lassen.

Eine weitere Methode kann außerdem sein, dass du die Situation, in der du mit negativen Gefühlen konfrontiert wirst, gedanklich wie eine Filmszene betrachtest. Dadurch distanzierst du dich mental bewusst von der Situation und allen zugehörigen Gemütslagen und bleibst trotzdem präsent im Geschehen.

 

Schau mal genau hin.
Hat eine Person in deinem Umfeld vielleicht Tendenzen zu bestimmten Emotionen? Wie fühlst du dich in ihrer Gegenwart? Mit diesem Wissen kannst du fremde Verhaltensmuster, die dir im Alltag begegnen, erkennen und sie als solche behandeln, bevor du sie überhaupt für dich annehmen könntest.
Schau aber genauso mal ganz allein auf dich. Wie fühlst du dich in der Gegenwart anderer? Welche Gefühle treten auf? Und inwiefern hinterfragst du deine Gefühlslage, wenn dich jemand einschüchtert oder kritisiert? Denn auch wenn es sich bei Gefühlsansteckungen um fremde Emotionen und Verhaltensmuster handelt, die sich auf dich übertragen, ist es trotzdem genauso wichtig zu wissen, welche Gefühle und welches Verhalten du gegenüber anderen Menschen besitzt.

 


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